Das Einsiedler Welttheater - von Thomas Hürlimann
Im Sommer 1991 hat alles begonnen, nach einer Vorstellung meines Stücks «Der Franzos im Ybrig», aufgeführt im Rossstallhof des Klosters Einsiedeln. Hanspeter «James» Kälin, der damals den Sargtoni spielte, hatte sich gerade abgeschminkt und schlug vor, unter den Arkaden noch eine Flasche Wein zu trinken. «Du», sagte er nach einem längeren Schweigen, «schon als Bub habe ich im Welttheater den kleinen Bettler gespielt. Ich fände es schade, jammerschade, wenn die Tradition abbräche. Aber wir können sie nur dann erhalten, wenn wir alles verändern.» Ich danke dem Vorstand der Welttheater-Gesellschaft, vor allem seinem Präsidenten Peter Kälin und James Kälin, dem künstlerischen Leiter, für ihr Vertrauen. Sie gaben mir die Chance, den komplexen Stoff ein zweites Mal zu bearbeiten, und mit einer leisen Wehmut stelle ich fest, dass heuer, im Sommer 2007, mein jahrelanger Aufenthalt in Calderóns Stück-Kathedrale zu Ende geht. Ich danke Abt Martin und den Patres des Klosters, dass sie ihre segnenden Hände über ihren Platz, unsere Bühne, und die Spielleute halten. Ich danke allen, die die gewaltige Theaterbarke seetüchtig gemacht haben. Und ich habe die leise Hoffnung, bei einer der Vorstellungen könnte im Publikum eine Schwangere sitzen und die Idee unseres Spiels vom Werden und Vergehen an ihr Inneres weitergeben.